Wenn das Kausystem Fehlfunktionen aufweist, die sich gesundheitlich negativ auswirken, dann liegt eine sogenannte craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) vor.
Derartige Kiefergelenkserkrankungen können entweder zahntechnische Ursachen haben oder liegen in Problemen des Kiefergelenks selbst begründet. Eine craniomandibuläre Dysfunktion liegt dementsprechend dann vor, wenn die Funktion des Kiefergelenks gestört ist oder die Kaumuskulatur Defizite aufweist. Darüber hinaus können Beschwerden und Erkrankungen auftreten, wenn die Muskulatur der Halswirbelsäule (HWS) in Mitleidenschaft geraten ist. All diese Ursachen und Störungen rund um den „Kau-Apparat“ werden als craniomandibuläre Dysfunktion bezeichnet.
Begrifflich stellt die CMD eine Funktionsstörung zwischen dem Schädel (lat: cranium) und dem Unterkiefer (mandibula) dar. Aus physiotherapeutischer Sicht spielt jedoch auch die muskuläre Situation an Hals, Nacken und Schulter eine entscheidende Rolle – mit z. T. erheblichen Auswirkungen auf das Kiefergelenk.
Wer beim Zahnarzt schon mal während einer längeren Sitzung seinen Mund weit geöffnet halten musste, kann hinterher des Öfteren ein unschönes Lied von Schmerzen im Kieferbereich singen…
Dies sind die Ursachen einer craniomandibuläre Dysfunktion (CMS):
- Liegen Beeinträchtigungen an der Kau- bzw. Nackenmuskulatur vor, können sich die Beschwerden auch dauerhaft auswirken. Hierzu zählen ebenso Rücken- oder Schulterschmerzen.
- Ein arthritisches Kiefergelenk, unkonventionelles Wachstum des Kiefers oder chronische Entzündungen können negative Auswirkungen auf u. a. Gelenkknorpel, Knochen, Bänder, Gelenkkapsel haben.
- Zahnfehlstellungen bzw. eine Fehlbisslage von Ober- und Unterkiefer verursachen ebenfalls Beschwerden im gesamten Kausystem.
- Zahnmedizinische Probleme wie Zahnfüllungen, ein nicht perfekt sitzender Zahnersatz oder gar fehlende Zähne zählen zu den Hauptursachen einer craniomandibulären Dysfunktion.
- Das Kiefergelenk besitzt eine Knorpelscheibe, welche falsch positioniert für eine eingeschränkte Beweglichkeit sorgen kann.
Umgekehrt wirken natürlich auch Schmerzen im Kiefergelenk auf den gesamten KSW-Bereich. Defizitäre und dyfunktionale Ursachen im Kauapparat wirken sich somit auf Kopf und Schulter-/Nackenbereich aus.
Wie kann ich Ihnen bei einer craniomandibulären Dysfunktion helfen?
Wenn je nach Bedarf neue Zahnfüllungen oder eine Zahnbissschiene keine Schmerzlinderung bringen, und der Zahnarzt eine Fehlbisslage bereits ohne nachhaltige Verbesserung korrigiert hat, muss die Problematik des Kiegergelenks ganzheitlicher betrachtet werden. Dies kann selbstverständlich im Zusammenspiel mit einer zahnärztlichen Behandlung erfolgen. Sollte beispielsweise aus physiotherapeutischer Sicht die craniomandibuläre Dysfunktion keine weitere Auffälligkeit zeigen, lohnt sich eine erneute Begutachtung durch den Zahnarzt.
Da jede Dysfunktionalität im Kieferbreich bzw. im Kausystem schwerwiegende, schmerzhafte Auswirkungen auf den Nacken-/Schulterbereich haben kann – und auch umgekehrt – sollte dieser Bereich und die gesamte Halswirbelsäule unbedingt auf Verspannungen untersucht werden. Diese Blockaden gilt es zu lösen, um dem Patienten wieder körperliche und seelische Entspannung zu ermöglichen.
mens sana in corpore sano
Das von Juvenal so oft bemühte Zitat passt auch in diesem Zusammenhang bestens. Wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt, bedeutet es:
Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.
In der physiotherapeutischen Behandlung der craniomandibulären Dysfunktion geht es verstärkt darum, den Patienten muskulär zu entspannen und ihm die Gelegenheit bieten, dass sich die neuromuskuläre Steuerung harmonisieren kann. Denn diese neuromuskulären Beeinträchtigungen können bei der Dysfunktion des Kauapparates verschiedene Ursachen haben. Neben neurologischen Erkrankungen, orthopädischen Einflüssen, Stressfaktoren und sonstigen psychischen Problemen können auch Hormonumstellungen oder Stoffwechselerkrankungen bzw. -störungen eine Rolle spielen.
Daher gilt unser Augenmerk bei der Behandlung der craniomandibulären Dysfunktion der Gesamtsituation des Patienten, sodass immer auch eine ganzheitliche Therapie zu berücksichtigen ist.